Digitales Dänemark: E-Boks und digitale ID (MitID)

Dänemark ist weltweit führend was die Digitalisierung angeht. Sowohl die öffentliche Einrichtungen und private Organisationen sind hoch-digitalisiert. Eigentlich gibt es in Dänemark fast nichts, was man nicht online machen kann (man kann sich sogar digital scheiden lassen).

Möglich macht das die Einführung der persönlichen digitalen ID NemID bzw die neuere MitID. Sie ist mit der persönlichen Personenregisternummer der einzelnen Bürger in Dänemark verknüpft – und wird für so ziemlich alles genutzt, was digital möglich ist. Das ist einerseits bequem und einfach – andererseits ist der dänische Bürger gläsern und darf darauf hoffen, dass seine Daten gut geschützt sind und nicht misbraucht werden.

Eine für Alles: Was kann man mit der NemId bzw MitID?

Mit seiner digitalen ID hat man in Dänemark auf fast alles digitalen Zugriff – ob gewollt oder ungewollt. Ein Knotenpunkt ist hier das zentrale behördenübergreifende Bürgerportal „borger.dk“. Einmal eingeloggt erhält man als Einwohner Einsicht in so ziemlich alle persönlichen Informationen und Leistungen, die der dänische Staat über einen gesammelt hat – und kann sie ggf. verwalten. Dazu zählen z.B. die persönliche Krankenakte mit Details über Arztbesuche und Laborergebnissen; Details und Verwaltung über die Kindesbetreuung und Angebote für die eigenen Kinder, die Beantragung polizeilicher Führungszeugnisse, soziale Zuschüsse usw.

Private Unternehmen, wie z.B. Banken, Versicherungen, Internetanbieter benutzen standardmäßig mit der NemID bzw. MitID den gleichen digitalen Login für ihre Onlinezugänge (z.B. Online Banking), wie das öffentliche System. Eine für alles. Hier haben wir eine Bespielliste wofür die digitale ID MitID in Dänemark Standardmäßig als Login genutzt wird (oft ohne Alternative!):

  • Sämtliche dänische Behörden Logins
  • Gesundheitsdienste (digitale Patientenakte)
  • Bibliotheken
  • Schul Intranets
  • Online Banking
  • Versicherungen
  • Handy/Telefonanbieter
  • Gewerkschaften (Fagforeninger)

„E-Boks“: Das persönliche offizielle digitale Postfach

Als Bürger in Dänemark hat man mit angemeldeter digitaler ID auch ein persönliches digitales Postfach (E-boks), was ähnlich wie ein E-Mail Postfach funktioniert. In der E-Boks erhält man u.a. seine offiziellen Briefe von den dänischen Behörden sowie ausgewählten Privatunternehmen (z.B. Rechnungen). Wer also ja zur Digitalen ID (MitID) gesagt hat, sollte deshalb zwingend notwendig regelmäßig in seine e-boks schauen (wie man ja auch in seinen Briefkasten regelmäßig schaut)!

„Du bekommst das dann in deine e-Boks!“ ist in Dänemark ein Satz, den man häufig hört. Denn egal ob Behörde oder privates Unternehmen: Offizielle Dokumente werden in Dänemark digital versendet. Und offizielle Post landet eben im offiziellen Postfach – in Dänemark die digitale „e-Boks“.

Tipps fürs „Offline“ leben in Dänemark: Digitale ID ablehnen

Wer nicht an einer behördlich und privaten datenübergreifenden persönlichen Digitalen ID interessiert ist (z.B. aus Datenschutzgründen oder weil man einfach lieber offline unterwegs ist), der kann sich von der digitalen ID (MitID) befreien lassen.

Wer in Dänemark „digital befreit“ ist bekommt ganz normal (wie in Deutschland auch) seine Post vom öffentlichen mit der Post zugestellt.

Für die „digitale Befreiung“ muss man im Bürgerbüro seiner dänischen Wohnkommune ein vorgedrucktes Dokument unterschreiben. Hier bestätigt man, dass man sich „digital befreien“ lässt (also keine digitale ID in Form der MitID möchte). Akzeptierte Begründungen für den Verzicht der MitID sind ein oder mehrere Gründe:

  • Psychische Gründe
  • Körperliche Gründe
  • Kein Zugang zu einem Smartphone, Computer oder Tablet
  • Als Ausgereist aus Dänemark registriert
  • Kein fester Wohnsitz oder Aufenthaltsort in Dänemark
  • Nicht-beherrschen der dänischen Sprache
  • Praktische Probleme bei der Anschaffung von NemID/MitID
  • Wohnsitz mit keiner/schlechter Internetverbindung (min. 512 kbit/s Downloadgeschwindigkeit werden benötigt – in Dänemark fast ausgeschlossen)
  • Nach konkreter Beurteilung, bei besonderen Umständen

Digitale ID ist politisch gewollt

Sowohl öffentliche dänische Behörden als auch private dänische Unternehmen (vorallem dänische Banken) sind darauf angesetzt so viele Bürger wie möglich auf „digital“ umzustellen. Mit anderen Worten: Wer nein zur persönlichen digitalen ID (NemID / MitID) sagt, der muss in Dänemark mit einem gewissen Gegenwind (bzw. auch „Überredungskünsten“) rechnen.

(Persönlich finden wir: Die Privatsphäre der eigenen Daten ist etwas Mühe wert.)

Nachteile bei einem „nein“ zur digitalen ID

Wer in Dänemark auf seine persönliche digitale ID verzichtet, muss mit einigen praktischen Nachteilen rechnen. Denn die digitalen ID ist politisch gewollt.

Kontakt zu den dänischen Behörden weiterhin per Post oder persönlich möglich

Auch wenn es in Dänemark bei weitem nicht mehr der Standard ist, kann man als Bürger weiterhin analog mit den dänischen Behörden in Kontakt treten. Sprich: Wer keine digitale ID hat, der bekommt ganz normal seine Briefe mit der Post. Es ist auch weiterhin möglich Briefe an die Behörden zu schicken, da dies in Dänemark allerdings nicht mehr oft gemacht wird sollte darum extra gebeten werden. Die meisten dänischen Behörden gehen nämlich davon aus, dass sie „was in die E-Boks“ senden. Der persönliche Kontakt ist außerdem auch weiterhin möglich – zum Beispiel vor Ort im lokal zuständigen Borgerservice (Bürgerbüro) in der Wohnort Kommune.

Dänisches Bankkonto: Nur eine Bank mit alternative zur MitID

Wer sich in Dänemark gegen eine Digitale ID entscheidet, dem ist aktuell dringend angeraten sein deutsches Bankkonto weiter zu behalten, um auch weiterhin online Geld überweisen zu können.

Denn der wohl größte Nachteil bei einem „nein“ zur MitID ist u.a. der derzeitige Wegfall des Online-Bankings bei Banken. Denn fast alle dänische Banken nutzen die MitID als Standard-Login fürs Online-Banking. Alternative Login-Möglichkeiten gibt es aktuell (Stand Mai 2023) nur bei dänischen Bank Nordea, die eine eigene digitale ID (NordeaID) anbieten, die unabhängig von der persönlich übegreifenden MitID sein soll.

Offline Banking: Gedruckte Kontoauszüge und mehr

Wer sich gegen die MitID entscheidet, aber trotzdem ein dänisches Bankkonto führen möchte, der muss dies gegenwärtig „offline“ tun.

  • Kontostand: Gegen eine kleine monatliche Gebühr kann man sich von seiner dänischen Bank einen monatlichen Kontoauzug per Post zuschicken lassen.
  • Überweisungen und Co: Lassen sich auch gegen lokale Bankgebühren erledigen (gerade wer nicht viele Überweisungen tätigt wird überleben). Problematischer ist die Online-Zahlung mit Kreditkarten, z.B. VISA oder Mastercard, bei denen ebenfalls die MitID als Standard-Autorisierungsverfahren genutzt wird.

Alle zusammengetragenen Informationen nach bestem Wissen.